17.12.2020
eSports

Angekommen

Die ersten zwei Jahre Eintracht Frankfurt eSports zeugen von einer starken Entwicklung, die nicht nur eSports-Talenten, sondern auch potentiellen Partnern eine junge, dynamische Plattform bietet.

Selbst ein Peter Fischer lernt nicht aus. Als der Präsident auf der Jahreshauptversammlung 2018 erstmals durchblicken ließ, dass Eintracht Frankfurt einen eigenen eSports-Bereich gründen würde, hätte das Vereinsoberhaupt selbst „früher nie gedacht, dass Videospiele einmal im Sport ankommen würden“, verkündete Fischer gebannt wie erwartungsfroh.

Seit der Ankündigung im Januar 2019 offiziell erstmals Taten folgten, lässt sich fast zwei Jahre später feststellen: eSports ist bei Eintracht Frankfurt angekommen. In Windeseile, dank eines klugen Konzepts, talentierter Sportler und nicht zuletzt der flächendeckenden Unterstützung von regionalen wie internationalen Partnern. Ganz im Sinne von Axel Hellmann, Vorstandsmitglied Eintracht Frankfurt Fußball AG, der den Schritt ins virtuelle Zeitalter seinerzeit wie folgt erklärte: „Das Engagement ermöglicht der Eintracht die zielgerichtete Ansprache einer jungen und digitalen Zielgruppe und bietet Partnern durch einen deutschlandweit einzigartigen Ansatz zahlreiche individuelle Gestaltungsmöglichkeiten – eSports spielt folgerichtig eine entscheidende Rolle in der digitalen Strategie von Eintracht Frankfurt.“ Insofern lässt sich die Entwicklung unter vor allem anhand einer Handvoll Gesichtspunkten betrachten.

1. Sportlich

Die Vorarbeit stieß bereits 2018 auf sehr positive Resonanz. Als ersten Schritt rief Eintracht Frankfurt mit der eAdler-Challenge ein Turnier ins Leben, welches sich bereits nach 24 Stunden über 1000 Anmeldungen erfreute. Die Qualifikationsrunde diente dazu, Spieler für die erste virtuelle Bundesliga zu ermitteln, die für Eintracht Frankfurt antreten sollten. In der Mixed Zone fanden sich zwei Talente, die sich bei den Play-offs in Dortmund erstmalig mit 15 anderen Bundesligisten maßen.

Umso bestärkter waren die Verantwortlichen um eSports-Koordinator Max Brömel, als sie zum Jahreswechsel das sich etablierende Konzept „von der Breite in die Spitze“ vorstellten. Dahinter steckt der Ansatz, den Fokus auf nachhaltige Talent- und Nachwuchsförderung zu legen und eSports nachhaltig in das Vereinsumfeld zu integrieren.

Über individuelle Auswahlgespräche taten sich mit den Newcomern Maik Kubitzki und Marko Mihaljevic zwei regionale Talente hervor, die nicht nur das Konzept glaubwürdig vertraten, sondern sich auch mit dem Verein identifizierten. Die erste Saison in der auch seitens der DFL weiter entwickelten Virtual Bundesliga Club Championship mit eigenem Ligasystem konnte sich sehen lassen. Mit Platz 16 erhielt Eintracht Frankfurt die Berechtigung für die Play-offs der Virtual Bundesliga (VBL), Kubitzki zog sogar ins Grand Final in Berlin ein, wo der zu den Top 24 der deutschen FIFA-Szene zählende eSportler erst in der Zwischenrunde knapp dem späteren Deutschen Meister Michael Bittner vom SV Werder Bremen unterlag. Was nichts an der Tatsache änderte, dass die Debütsaison alle Erwartungen übertraf.

Der kurzfristige Steilflug mündete im Mai 2019 in einem mittelfristigen Fundament, als am Riederwald ein eigens für eSports gedachtes Trainingszentrum entstand, das nicht nur den eSportlern, sondern allen eSports-Mitgliedern, aktuell rund 100, zu Übungszwecken frei zugänglich ist und in dem regelmäßige Trainingseinheiten stattfinden.

Damit einher ging die Einführung des zweiten Spieletitels League of Legends (LoL) und die Teilnahme an ersten Wettkämpfen in kleineren Ligen. Adaptiert aus dem FIFA-Bereich bewährten sich auch beim Strategiespiel wiederkehrende Scouting Days sowie professionelle Trainingsbedingungen unter der Leitung ausgebildeter eSports-Trainer, die ihre Schützlinge nicht nur sportlich, sondern auch im mentalen und gesundheitlichen Bereich schulen.

Darüber hinaus hat Eintracht Frankfurt im Januar 2020 den Entschluss gefasst, an der neugegründeten DACH-Liga, der Prime League, mit einem eigenen Team teilzunehmen und dieses ebenfalls „von der Breite in die Spitze“ zu entwickeln sowie kontinuierlich und nachhaltig an höhere Aufgaben heranzuführen.

Auch wenn es im ersten Split, wie sich eine circa drei Monate andauernde Spielzeit auch nennt, der Aufstieg in die First Division der Prime League, die zweithöchstmögliche LoL-Spielklasse, erst in der Relegation nicht mit dem Aufstieg klappte. Der Klassenerhalt in der Wintersaison wiederum diente als Übergangsphase, um 2021 die nächste Etappe in Angriff zu nehmen: Den Einzug in die Pro Division.

In LoL wie auch in FIFA zeigt sich, dass sich Konstanz und Entwicklung nicht ausschließen, ganz im Gegenteil. Der ausschließlich aus Frankfurter Jungs bestehende FIFA-Kader blieb 2020/21 nahezu unverändert, wurde sogar um zwei Talente aus dem Mitgliederbereich erweitert. Für die Auswahl mussten sich alle eSportler wie gewohnt über die Scouting Days empfehlen, die im Oktober erstmals im Deutsche Bank Park stattfanden.

2. Bereichsübergreifende Teilhabe

In diesem Zusammenhang taten sich nicht zum ersten Mal Synergien zum analogen Spiel hervor, wie der Besuch der Herren- und Frauenprofis Dominik Kohr und Laura Feiersinger verdeutlichte. Schon in den Vormonaten waren die Jungs im Rahmen immer wieder mit den Bundesligastars in Berührung gekommen.

Nachwuchshoffnung Emil Köhler.

Die Verbindungen am besten versinnbildlicht sicher Emil Köhler. Der nun 18-Jährige gilt seit seinem Einstieg als 16-Jähriger als Küken und zugleich großer Hoffnungsträger und zeigt sich unverändert begeistert von der Nahbarkeit seines Herzensklubs, wie er mit einer Anekdote verrät: „Vor einigen Jahren bin ich nach einem Freundschaftsspiel aufs Feld gerannt, dort hat mich damals Constant Djakpa hochgehalten und mir am Ende sogar sein Trikot geschenkt.“

Derlei Leidenschaft ist auch bei den zahlreichen Bewerbern keine Seltenheit und wird von Hessens sportlichem Aushängeschild nicht nur gewünscht, sondern vor allem gefördert. Qualifikations- und Scouting-Maßnahmen richten sich nämlich an schlicht Interessenten jedes Levels, zumal bei allen Ambitionen weiter der Spaß- und Breitensportgedanke im Vordergrund steht. Was natürlich nicht ausschließt, dass die besten Talente eine dezidierte Nachwuchsförderung erhalten.

3. Partner

Diese Unterstützung erhält die Eintracht-Familie wiederum von zahlreichen Partnern, die sich so vielfältig wie der bunte Eintracht-Kosmos generell gestalten. Angefangen bei NicNac‘s und DPD über die Deutsche Familienversicherung oder PwC. Letztere verfügen sogar über ein unternehmensinternes Expertenteam, deren Wissen der weiteren Entwicklung von Eintracht Frankfurt eSports sicher weiterhelfen wird.

Welchen Stellenwert das eSports-Engagement bei Eintracht Frankfurt genießt, beweist nicht zuletzt, dass auch Hauptsponsor Indeed und Stadionnamensgeber Deutsche Bank diesen Bereich in ihren Maßnahmenpaketen verankern.

LG Electronic, das jüngst die Trikotbrust im eSports mit der Marke LG Ultragear zierte, baute zu Saisonbeginn sein Engagement im Deutsche Bank Park mit dem Fokus auf infrastrukturelle Themen wie den LED-Würfel weiter aus, wodurch die begehrte Fläche nun zum kommenden Jahr frei wird. Die aufmerksamkeitsstarke Fläche ist derzeit Bestandteil vieler Gespräche mit potentiellen Neukunden, die den Aufschwung der Sportart in Kombination mit der Strahlkraft der Eintracht gewinnbringend für sich nutzen möchten.

4. Vereinsübergreifender Mehrwert

Und damit auf Partner-Ebene einen Weg mitgehen, welchen AG und e.V. seit der ersten Stunde Seite an Seite beschreiten: den in die Zukunft. Zu nennen wären unter diesem Gesichtspunkt auch Aktionen für die Junior Adler, gewissermaßen die Anhänger von morgen. Dass ebenso die Gegenwart immer größere externe Anerkennung erfährt, schlägt sich etwa in Studien wie jener von nexum nieder. Die Digitalberatung hat unlängst alle Fußballbundesligisten auf ihr digitales Wirken untersucht und Eintracht Frankfurt unter anderem in der Kategorie eSports unter den Top Drei verortet

5. Zukunfts- und basisorientiert

Insofern finden alle Stakeholder von Eintracht Frankfurt eSports mehr denn je bestelltes Feld vor, deren Früchte langfristig sicher nicht kleiner ausfallen. Sportlich stehen für die Adlerträger im neuen Jahr schon die nächsten Meilensteine an: Die Vorstellung des neuen LoL-Teams, die Teilnahme am ersten eDFB-Pokal auf der einen sowie der weitere Ausbau von professionellen Strukturen auf der anderen Seite. Um die Strategie, gleichzeitig zukunfts- und basisorientiert zu wirken, weiter zu optimieren, fehlt den Emporkömmlingen an der Konsole eigentlich einzig ein Business-Partner auf der Trikotbrust. Fortsetzung folgt...